Kapelle in Lanersbach 22.08.2012

Auf der Basis des Befundes und des daraus resultierenden Konzeptes vom 31.5.2012 zur Umsetzung, wurde mit den Arbeiten am 17. Juli 2012 begonnen. Am Beginn stand die Reparatur der noch offenen schadhaften Putzzonen, welche bis dato von Gedenktafeln bedeckt waren. Diese Schäden wurden mit Kalkmörtel geschlossen, da im Untergrund ebenfalls ein solches System vorliegt. An der Oberfläche sind zementhaltige Systeme relativ großflächig vorzufinden, weshalb diese in den Reparaturbereichen, zur Strukturangleichung, mit einem ebenfalls zementhaltigen Putz überarbeitet worden sind. Die schadhaften Putzzonen an der westlichen Fassade sind bereits im Vorfeld erneuert worden.

Auffallend war weiters die hohe Anzahl so genannter Kalkspatzen im historischen Unterputz, die sich, wie in der Abbildung oben ersichtlich, weiß abzeichnen. Bei der Verarbeitung von historischen Putzen hat man früher diese sehr oft absichtlich eingearbeitet, um durch die Ausdehnung des Materials bei der Trocknung Rissbildung zu vermeiden. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass solche Kalkspatzen unter Feuchtigkeitseinfluss, beispielsweise Kapillarfeuchte, nachlöschen, sich weiter ausdehnen, und so zu Abplatzungen ganzer Putzbereiche führen können. Insofern wird die Sockelzone, wie bei fast allen historischen Bauwerken, auch hier einer regelmäßigen Kontrolle und Wartung bedürfen.

Weiters wurde festgestellt, dass die Kapelle vor den beiden Weltkriegen erbaut worden sein dürfte, da Mauerwerk, Putz und erste Anstrichfassungen ziemlich eindeutig darauf schließen lassen. Unter den älteren Gedenktafeln finden sich, wie in Abb. 1 und 2 ersichtlich, bereits zwei alte Farbfassungen in Kalktechnik und darüber hinaus unterscheiden sich die beidseits in Mauernischen eingelassenen Bilder in Material, Arbeitsweise und Stil deutlich vom historischen Bestand. Insofern dürfte die Kapelle ursprünglich einem anderen Zweck gewidmet gewesen sein.

Ein besonders interessanter Punkt, der stets für zum Teil heftige Diskussionen sorgt, ist die Farbgebung. In mehreren Gesprächen im Vorfeld, auch auf Basis der Befundung vor Ort, hat man als Ziel die historische Altfassung definiert. Diese umfasst einen Ocker- und Rotton sowie an der Fassade eine Färbelung in leicht grünlichen Umbra. Diese Farbkombination ist von der Materialwahl her klassisch, von der Optik aber zum Teil außergewöhnlich. Darüber hinaus sorgt die barocke Gelb/Weißfärbelung der Kirche und Friedhofsmauer dafür, dass diese Variante noch stärker zum Ausdruck kommt. Was für ein Denkmal ja nicht unbedingt ein Nachteil ist. Jedenfalls wurde in der Umsetzung darauf geachtet, der Originalität, soweit dies heute feststellbar ist, zu entsprechen. Wobei der Originalcharakter natürlich auch in Zusammenhang mit der Änderung der Zweckwidmung in der Vergangenheit gesehen werden muss. In Abb. 4 erkennt man deutlich die Tönung rund um die Fenster im Innenbereich. Natürlich muss man es noch um die Verschmutzungen reduzieren, um auf das vorliegende Resultat zu kommen.

Bei der technischen Umsetzung war klar, dass es wieder in Richtung des Originalmateriales Kalk gehen muss. Die Herausforderung hier war sicher, den historisch gewachsenen Zustand auch zu erhalten, was insofern gelungen ist, dass darunter liegende Farbschichten, soweit sie sich aus technischer Sicht nicht schädlich auf das Gefüge auswirken, auch erhalten werden konnten. Sie sind teil der Bauwerksgeschichte und können durchaus weiter stehenbleiben. Allerdings musste punktuell besonders darauf geachtet werden, dass die Haftung zwischen den Anstrichen auch gegeben ist. Durch das große Repertoire an Materialen, die heute zur Verfügung stehen, ist es gelungen hier einen Brückenschlag herzustellen. Dies erfolgte durch entsprechende Untergrundvorbehandlung durch Ätzflüssigkeit und Hochdruckreiniger und fand seine Fortsetzung im wichtigsten Teil, dem Grundanstrich. Durch gezielte Zugabe von Schlämmzusatz, Acrylat und Leinölfirnis, wurde die Möglichkeit geschaffen sich bis zum Schlussanstrich im Reinkalksystem vorzuarbeiten. Eine große Möglichkeit für das künftige Weiterarbeiten in kommenden Jahren und Jahrzehnten. Beachtet werden muss, dass im Reinkalksysten eine vollkommen ansatzfreie Verarbeitung, insbesondere bei stärker getönten Materialien, kaum bis gar nicht möglich ist.

Die Bilder: Sie sind durch Glasplatten geschützt und dieser Schutz erfüllt seinen Zweck gut. Die Befestigung der Platten ist allerdings schon leicht in Mitleidenschaft gezogen und sollte in den kommenden Jahren einmal erneuert werden. Nach Abnahme der Platten wurden die Bilder einer Reinigung unterzogen und punktuell vorhandene Fehlstellen retuschiert. Bei der ockerfarbenen linearen Einfassung der Bilder gab es zahlreiche Zonen wo die Farbe abblätterte. Diese Bereiche mussten neu gefasst werden. Die Glasplatten wurden vor der Montage ebenfalls gereinigt und bei den Halterungen mussten einige Schrauben getauscht werden. Dass es sich um nachträglich eingearbeitete Mauernischen handelt erkennt man insbesondere am darunter liegenden Gesims und dem Putz in den Eckbereichen.

Die Fassade ist so wie das Innere in Kalktechnik ausgeführt. Besondere Problemstellungen ergaben sich im Bereich der Pieta, welche irgendwann mit einer Dispersion übertüncht worden war und im Zuge dieser Aktion im Vorfeld mit Drahtbürsten recht stark malträtiert wurde. Kleine Schäden mussten geschlossen sowie ein leicht gebrochener mineralischer Abwitterungsschutz musste aufgebracht werden. Der Dachstuhl ist relativ neu und wurde mit Firnislasur einer Pflege unterzogen. Er bietet einen guten Schutz für die Pieta, so dass keine gröberen Schäden zu erwarten sind.

Günther Follmann, Mils 2012-08-22

 

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