Maria Rast - Wallfahrtskirche in Hainzenberg 14.05.2021

Die Wallfahrtskirche Maria Rast in Hainzenberg ist ein barocker Zentralbau, hoch über Zell am Ziller am Eingang des Gerlostales gelegen. Bereits 1658/59 wurde von den Knappen des Goldbergbaues eine erste Kirche errichtet. 1738/39 wurde diese neu errichtet. 1914 sind infolge eines Bergsturzes einer der beiden Türme und Teile der Kirche verloren gegangen. Unter hohem Aufwand ist der verbliebene Rest der Kirche abgesichert worden. So wurden beispielsweise Lärchenbalken quer eingezogen und der westseitige Teil noch an der Felswand abgestützt. Auch die eingezogenen Zugschleudern im Gewölbebereich zeugen von diesem Ereignis. Die Kirche ist ein Zentralbau mit Kuppel und Laterne, einer rechteckigen Vorhalle und einem quadratischen Chor. Die Fassade ist geschweift mit einer Statue der Maria Immaculata und der Turm trägt eine kleine Zwiebelhaube. Die Wandmalereien sind von 1741, stammen von Josef Michael Schmutzer und waren ursprünglich, laut Dehio Tirol, auch so bezeichnet. Diese Signatur muss bei Restauriermaßnahmen verloren gegangen sein. Der größte Eingriff erfolgte bis 1924 infolge des Bergsturzes durch Raphael Thaler. Von ihm stammt auch das Deckengemälde in der Gewölbetonne oberhalb der Empore.  Die in Rottönen gehaltenen Grisaillebilder unterhalb des Kuppelgesimses sind auch maßgeblich von ihm beeinflusst, da durch den Einbau der Schleudern viel an ursprünglicher Originalsubstanz verloren ging. Bei genauer Betrachtung sieht man teilweise auch ältere und ähnliche Malereien durchscheinen. An der Empore ist die Entstehung der Wallfahrt, ausgeführt von Raphael Thaler, dargestellt. Im Dehio nicht mehr erwähnt wird die Restaurierarbeit von W. Ghetta 1963 in der Kuppel, welcher vermutlich auch die Originalsignatur von Josef Michael Schmutzer zum Opfer fiel.

Thematisch sind fast durchgängig Szenen aus dem Leben Marias dargestellt. Eine Ausnahme bilden die in Ockertönen gehaltenen und sehr interessanten Grisaillebilder in der Kuppel, wo beispielsweise auch Noahs Arche und andere biblische Leitbilder dargestellt sind.

Die Darstellungen an den Bildern der Seitenaltäre vom Hl. Josef und der Hl. Notburga werden Josef Michael Schmutzer zugeschrieben. Die vergoldeten und farblich gefassten Figuren am Hauptaltar stammen von Stefan Föger. Darüber hinaus finden sich auch fein ausgeführter Bandlwerkstuck und schöne Glasbilder.

Putzkonsolidierung:

Als Sofortmaßnahmen, wegen Gefahr in Verzug, mussten Schadstellen abgesichert und die Oberfläche auf weitere mögliche Unsicherheiten abgesucht werden. Bei den offenen Bruchstellen behalf man sich mit Hydraulkalkmörteln, die im ersten Arbeitsgang angeböscht wurden. Darüber hinaus gab es einige Bereiche, welche auch hinterfüllt werden mussten. Hier geht es darum, von der Rückseite, bevorzugt an natürlichen Öffnungen, stofflich kompatibles Material einzubringen, um dem Putz auch von der Rückseite wieder etwas mehr Festigkeit zuzuführen. Vorgenommen wurde dies mit einer Mischung aus Sumpfkalk, Marmormehl und Wasser. Jeden Hohlraum dabei auszufüllen ist nicht möglich, da man dazu so viele Bohrlöcher benötigen würde, dass diese selbst wieder eine zu große Substanzschädigung darstellen würden. Das Hauptaugenmerk lag hier bei den besonders kritischen Bereichen mit offensichtlichem Niveauversatz an der Oberfläche.

Reinigung:

Bei der Reinigung sämtlicher Oberflächen mussten primär alle verrußten Spinnweben abgesaugt werden. Ursprünglich war dies nur in der Kuppel vorgesehen, und wurde später auf die gesamte Gewölbetonne ausgedehnt. Danach erfolgte die Reinigung mit weichen „akapad“ Schwämmen. Da manche Übermalungen von 1924 und 1963 relativ schwach abgebunden sind, hat man an diesen Stellen mit noch weicheren „Wallmaster“ Reinigungsschwämmen trocken gereinigt.

Diese zum Teil sehr großzügig vorgenommenen Übermalungen, welche qualitativ mit dem Original von 1741 leider nicht ganz mithalten können, waren auch Gegenstand von Überlegungen und Diskussionen.

Obwohl manche Reparaturen von 1924 und 1963 wahrlich abenteuerlich sind, entschied man sich diese an Ort und Stelle zu belassen, da eine Abnahme dieser Arbeiten weit über das im Vorfeld gesetzte Restaurierziel hinausgegangen wäre. Abgesehen davon erzählen sie auch eine Geschichte über die Kirche und darüber hinaus über den Zugang zum Thema Restaurierung im Lauf des 20. Jahrhunderts. Überdies sind das Details, welche nur dem ästhetisch und künstlerisch geschulten Auge auffallen. So hat man beispielsweise damals völlig bedeutungslose Haarrisse bis zu einer Breite von 0,5cm bis 1,0cm geöffnet, und mit Putzmaterial etwas größerer Härte wieder aufgefüllt. Da besonders eine aus Holz konstruierte Kuppel ständig „arbeitet“, weil sie großen klimatischen Schwankungen ausgesetzt ist, führt dies dazu, dass diese Haarrisse in den Reparaturzonen wieder entstehen. Im ungünstigsten Fall lösen sich diese Füllungen und fallen einfach heraus. Der verloren gegangene Kontakt zwischen den Putzfragmenten kann hier zu einer weiteren Destabilisierung beitragen.

Oberflächenfestigung:

Die Oberflächenfestigung ist immer ein ganz heikles Thema, da hier, wie im Zustandsbefund schon erwähnt, einiges schiefgehen kann, wenn man ungeschickterweise reichlich Pilzfutter zuführt. Um in kleinen Haarrissen wieder etwas Bindemittel einzubringen und auch sensible Oberflächen wieder etwas zu stabilisieren, kann sie durchaus Sinn machen. Im vorliegenden Fall hat man sich für klares, selbst hergestelltes Kalksinterwasser entschieden, das im Sprühverfahren aufgebracht wurde. Hier steigert man die Festigkeit zwar nur geringfügig, mehr ist allerdings auch nicht notwendig. Schaden kann man dabei auch keinen verursachen, da Kalksinterwasser dem historischen Putz- und Malbindemittel entspricht und an der Oberfläche keinerlei Beeinträchtigung eintritt. Wichtig ist dabei, dass man die völlig klare Lösung anwendet!

Pilzbefall:

Bei der Beseitigung des Pilzbefalles in der Kuppel ging es in erster Linie darum, keinen Schaden an der Originalsubstanz zu verursachen. Glücklicherweise sind Materialien und Pigmente, die in Kalk angewendet werden, in höchstem Maße resistent gegen Alkalien und auch UV-Licht, so dass man hier schon einen gewissen Spielraum hat. Zu Versuchen angeboten haben sich die herabgestürzten Fragmente.

Es wurde zwei Lösungen aufgebracht. Die erste um den Pilz sofort zu beseitigen, und die zweite, um ihn für eine gewisse Zeit, bei ungünstigen Klimabedingungen, an der Wiederausbreitung zu hindern. Beide Lösungen wurden stark mit Wasser verdünnt. Im einen Fall handelt es sich um eine 1%-ige Natriumhypochloritlösung, und im anderen um 0,3%-iges Quaternium 12. Hartnäckige Stellen mussten mit Reinigungsschwämmen nochmals trocken nachgereinigt werden.
Ob die hier angewandte Problemlösung auch an anderer Stelle möglich ist, kann nur individuell nach eingehender Prüfung entschieden werden!

Fehlstellenergänzung:

Im Gegensatz zu früher, wo zum Teil sehr großzügig mit Übermalungen gearbeitet wurde, beschränkt man sich heute nur mehr auf die tatsächlich vorhandene Fehl- oder Schadstelle, mit Materialien, welche idealerweise dieselben physikalischen Eigenschaften wie das Original haben, da sich diese harmonisch in das Gesamte einfügen.

Üblicherweise sind das bei Fresken oder Fresko/Secco-Mischformen, historisch überlieferte kalkechte und lichtechte Pigmente, welche in Kalksinterwasser oder Sumpfkalk zur Anwendung kommen. Da bei dünkleren Farbtönen der Kalkanteil geringer ist, binden diese auch im Reparaturbereich etwas weniger stark ab. Beim Fresko selbst hingegen nicht, da sie hier im frischen Putz eine chemische unlösbare Verbindung mit diesem eingehen.

Um diese Bindekraft al secco bei dünkleren Farbtönen zu erhöhen hat man zu jeder Zeit verschiedene Bindemittel zugesetzt. Historisch betrachtet waren das früher hauptsächlich Leinölfirnis, Hühnereier, Tierblut oder Kasein. Ab dem 20. Jhdt. kamen verschiedene Acrylate hinzu, wie beispielsweise das vielfach eingesetzte „Primal“.

Bei Innenreparaturen in großen Höhen, die keiner mechanischen Beanspruchung unterliegen, kann man auf solche Mittel verzichten, was auch hier aktuell so gemacht wurde. Lediglich bei Wandflächen, die durch Besucher mechanisch leichter Beanspruchung unterliegen, wurde eine geringe Menge an Leinölfirnis hinzugegeben.
Bei manchen älteren Reparaturen meiner Vorgänger, vor allem bei Ockertönen, findet man wenig Bindemittelzugaben, bei anderen wiederum deutlich mehr. An einigen Stellen findet man eine fast speckig seidenglänzende Oberfläche vor. Man bemerkt dies in erster Linie bei der Trockenreinigung.Einzelne alte und abenteuerlich ausgeführte Retuschen, welche wirklich störend ins Auge fielen, wurden entweder entfernt oder nachretuschiert. Eine vollständige Abnahme dieser alten Retuschen hätte den Rahmen des gesetzten Restaurierzieles gesprengt. Die fehlende Signatur von Josef Michael Schmutzer wurde wieder angebracht.

Die Wallfahrtskirche Maria Rast in Hainzenberg ist in vielerlei Hinsicht extrem interessant. Zum einen wären die detailreiche und liebevoll gekonnte Ausgestaltung zu erwähnen, und zum anderen die geschichtliche Erzählung. Neben der religiösen Bedeutung erzählt sie auch viel aus künstlerischer und bautechnischer Sicht.

Die extreme geologische Situation auf einem bergbautechnisch stark beeinträchtigten Berg wird ihr hoffentlich kein zu schnelles Ende bereiten. Die Wandmalereien in der Kuppel sind auf jeden Fall sehenswert, ebenso wie die Schnitzereien an den Altären und die Glasbilder. Auch die Grundkonzeption als Zentralbau ist in dieser Form selten zu bewundern und erinnert an die Pfarrirche Zell am Ziller.

Was es ständig braucht sind Wartung, Pflege und Menschen, die sich ihrer annehmen. Mit dieser Arbeit wurde wieder ein kleiner Beitrag für den Erhalt geleistet.

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